Lernen

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Über die Funktionsweise des Gehirns und Lernstrategien siehe auch Kapitel: Lern-Tipps

Lernen für die Verkehrssicherheit funktioniert nicht nach demselben funktionalen Prinzip wie Lernen in der Schule. Bei schulischem Lernen geht es immer darum, ein Leistungs-Maximum zu erreichen. Je besser man lernt, desto besser wird man benotet. Wenn man beispielsweise in der Schule gut in Mathematik war, wird man sich sicherlich später als Buchhalter, Kellner, Mathematik-Lehrer usw. leicht tun. Wenn man gut in Deutsch war, wird man sich eher als Journalist, Autor usw. leichter tun. Hier ist der Zusammenhang zwischen der Leistung in der Schule und dem Erfolg des jeweils gelernten Gegenstandes bei der Anwendung im späteren Leben linear. Der Lernerfolg ist in der Schule klar durch ein anzustrebendes Leistungsmaximum definiert.


Für Verkehrssicherheit ist aber nicht ein Leistungsmaximum, sondern vernünftig zurückhaltendes Verhalten erforderlich.


Beim Lernen für den Straßenverkehr ist nicht so, dass derjenige, der bei beim ersten Mal bei der Fahrprüfung durchkommt, der unfallfreie Fahrer ist. Es ist auch nicht so, dass der fahrtechnisch ausgebildete "Rennfahrer" der sicherere Fahrer ist. Im Straßenverkehr spielt nämlich neben dem Wissen und den Fähigkeiten vor allem noch die jeweilige Fahrmotivation eine entscheidende Rolle, ob Verkehrsunfälle passieren oder nicht. Menschliches Verhalten ist immer das Resultat von:


1. Wissen

2. Fähigkeiten

3. Motivation


Jemand fährt nicht deshalb alkoholisiert oder zu schnell, weil er nicht weiss, dass es verboten und gefährlich ist, sondern weil er nicht motiviert ist, sich dem Gelernten entsprechend zu verhalten.


Ein Beispiel: Jemand hat alle Verkehrsvorschriften bestens gelernt und hat eine Rennfahrerlizenz mit zahlreichen Trainings hinter sich. Er hat aber eine eher risikofreudige Persönlichkeit und heute hatte er noch dazu Streit und setzt sich aggressiv hinters Steuer.... Wir können uns den daraus resultierenden Fahrstil und sein Unfallrisiko vorstellen.


Bereits in den 1970er Jahren wurde erstmals in den USA nachgewiesen, dass mit einer Rennfahrerlizenz ausgebildete männliche Fahrer mehr Unfälle und mehr Geschwindigkeitsübertretungen aufwiesen als Männer in gleichem Alter bei gleicher Kilometerleistung ohne Rennfahrerausbildung. Diese erste Studie von Williams & O'Neill (1974) wurde damals in der bis heute wohl renommiertesten verkehrswissenschaftlichen Zeitschrift "Accident Analysis and Prevention" publiziert. Ähnliche Studien folgten. Somit ist es heute Stand der Wissenschaft, dass es beim sicheren Autofahren nicht primär um ein Leistungsmaximum an Wissen und Fähigkeiten geht. Diese Erkenntnisse aus der Unfallursachenforschung sind in der sogenannten GDE-Matrix dargestellt.


Natürlich ist es völlig unerlässlich in der Fahrschule engagiert zu lernen, um über eine solide Basis zu verfügen. Dann sind aber die jeweiligen Fahrmotive und Persönlichkeitsmerkmale des Fahrers wichtiger als das maximale Beherrschen des Gelernten: Folgenden Aspekten ist ein höheres Gewicht bei den Unfallursachen beizumessen: Müdigkeit, Stress, mangelnde Konzentration, Angeberei, Gruppendruck, Selbstüberschätzung usw.


Lernen im Straßenverkehr müssen wir somit auch als das Lernen der Selbstbeherrschung verstehen. Klar ist, dass man in einer soliden Fahrschulausbildung die Basis für verkehrssicheres Verhalten erlernen muss. Nach der Fahrschule lernt man in einer über die Jahre degressiv steigenden Kurve im Straßenverkehr weiter. Als Autofahrer ist man sozusagen nie ausgelernt, weil es immer wieder zu neuen Situationen kommen kann. Eine Fahrausbildung ist deshalb notwendig, weil wir im Straßenverkehr nicht den Platz haben, dass jeder aus seinen eigenen Fehlern lernen kann. Da gäbe es wohl zu viele Verkehrsunfälle. Die Erfahrungen müssen systematisch weitergegeben werden, nach dem Motto: Der Kluge lernt aus seinen Fehlern. Der ganz Kluge lernt bereits aus den Fehlern anderer.