Übersteuern

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Als Übersteuern oder „Schleudern“ wird bezeichnet, wenn ein Fahrzeug in einer Kurve nicht der gewünschten Fahrlinie folgt, sondern wenn das Heck aus der Fahrlinie ausbricht. Das gegenteilige Verhalten nennt man Untersteuern oder „Schieben“.


Ursache: Die Ursache von Übersteuern ist ein zu starker Lenkeinschlag bei zu hoher Fahrgeschwindigkeit in Relation zur Griffigkeit der Reifen und der Fahrbahn, insbesondere bei Fahrzeugen, die zum Übersteuern neigen.


Verhindern: Übersteuern kann nur durch eine Maßnahme verhindert werden: langsamer fahren, insbesondere rechtzeitig vor der Kurve und nicht erst in der Kurve bremsen. Auch ESP kann Übersteuern nicht verhindern, bloß durch automatisches Abbremsen einzelner Räder reduzieren.


Gegenmaßnahmen:

1. Geschwindigkeit reduzieren. Aber abruptes Abbremsen eines bereits übersteuernden Fahrzeuges führt zu unerwünschten Lastwechselreaktionen, wodurch sich das Fahrzeug noch mehr aufschaukelt.

2. Bei Fahrzeugen ohne Automatikgetriebe auskuppeln.

3. Gegenlenken: Das heißt rasch, aber nicht zu stark in jene Richtung lenken, in die man korrigieren will bzw. in jene Richtung lenken, auf welcher Seite das Heck ausbricht. Bricht das Heck beispielsweise nach rechts aus, muss man nach rechts lenken, um das Heck wieder einzufangen. Gegenlenken ist sehr kompliziert, denn zu starkes Gegenlenken führt dazu, dass das Heck wiederum in die entgegengesetzte Richtung ausbricht. Es ist daher wichtig, rasch, aber nicht zu stark gegenzulenken. Wenn das Fahrzeug aber schon so stark übersteuert, sodass die Seitenführungskräfte überwiegen, dann bleibt noch als letzter Rettungsversuch sehr starkes Gegenlenken. Aber wichtig ist, dass man auch immer wieder rechtzeitig gerade lenkt, um ein Aufschaukeln zu verhindern. Wichtig ist dabei auch das richtige Blickverhalten: Nicht auf das Hindernis, sondern auf den (Flucht-)Weg schauen. Dort wo man hinschaut lenkt man automatisch hin.

4. Wenn alle Versuche versagt haben empfiehlt sich am ehesten eine Notbremsung.


Gegenlenken kann bei einem Fahrsicherheitstraining in einem Fahrsicherheitszentrum erfahren werden. Um es allerdings auch in überraschenden Momenten gezielt anwenden zu können bedarf es sehr langen Trainings. Nicht zu unterschätzen ist allerdings die potenzielle Gefahr der Selbstüberschätzung in Folge eines falsch verstandenen Trainings. Gefahrenvermeidung ist allemal besser als Gefahrenbewältigung. Im Rahmen der Mehrphasenfahrausbildung müssen Fahranfänger in Österreich seit dem Jahr 2003 in geschütztem Rahmen in einem Fahrsicherheitszentrum diese kritische Fahrsituation samt richtiger Notreaktionen erfahren.


Fahrzeuge sind so konstruiert, dass sie eher zum Übersteuern oder eher zum Untersteuern neigen. Fahrzeuge mit Heckantrieb tendieren eher dazu „mehr Kurve fahren zu wollen“ als vom Lenkeinschlag vorgegeben wird. Insbesondere bricht das Heck bei einem Hinterradantrieb aus, wenn man in einer Kurve stark Gas gibt. Dies wird vom normalen Autofahrer aber als spektakulär und schwierig zu korrigieren erlebt. Die meisten Pkw werden daher heutzutage so konstruiert, dass sie eher zum weniger spektakulären Untersteuern neigen. Rennfahrer bevorzugen aber meist übersteuernde Fahrzeuge, um Kurven driften (kontrolliertes Übersteuern) zu können – natürlich auf der Rennstrecke, nicht im Straßenverkehr.


Um richtiges Abfangen eines übersteuernden Fahrzeugs zu trainieren gibt es in größeren Fahrsicherheitszentren hydraulische Plattformen, sogenannte „Schleuderplatten“. Sobald ein Fahrzeug darüberfährt, wird durch einen seitlichen Ruck oder durch eine Drehbewegung dieser Platte ein Schleuderimpuls auf die Hinterachse des Fahrzeugs ausgeübt. In der Folge kann auf der dahinterliegenden Fahrbahn, welche mit bewässertem Gleitbelag versehen ist, das Gegenlenken trainiert werden. Um dieses Training realistisch zu gestalten, darf der Schleuderimpuls nicht zu stark ausfallen. Schleuderimpulse, die das Fahrzeug um mehr als 45 Grad drehen, sind zum Training einer realistischen Situation nicht geeignet. Übersteuern kann auch mittels ziehen der Handbremse (sofern sie auf die Hinterräder wirkt) erzeugt werden - wegen des erhöhten Risikos natürlich nicht auf öffentlichen Straßen!